PFERDEPRAXIS REINFELD

Dr. Katharina Ehlers     

Ein Fohlen aus meiner Stute - Von der Bedeckung durch die Trächtigkeit - Mit Podcast

Im Frühling ist Fohlenzeit und deshalb möchte ich einige Informationen zum Thema Trächtigkeit zum Nachlesen bereitstellen. Viele Fragen zu Untersuchungen vor Zuchtbeginn und Besamung habe ich weiter unten zusammengestellt. Wer den Podcast "Mein erstes Fohlen" der Gesellschaft für Pferdemedizin mit Prof. Dr. Karsten Feige und Dr. Jutta Sielhorst noch nicht gehört hat, findet viele Informationen zum Nachhören hier.

Meine Stute wurde gedeckt oder besamt - Wie geht es jetzt weiter?

Optimalerweise wird die Stute am Tag nach der letzten Besamung noch einmal vom Tierarzt mittels Ultraschall untersucht, um sicherzugehen, dass der Eisprung erfolgt ist und somit der Befruchtungszeitpunkt genau eingegrenzt werden kann. Außerdem kontrolliert der Tierarzt, ob die Gebärmutter normal auf die Besamung reagiert hat oder ob es Anzeichen einer Entzündung - einer sogenannten post-breeding-Endometritis - als Reaktion auf das Sperma des Hengstes gibt. Ist Letzteres der Fall, muss schnell eingegriffen werden, um die Chancen einer erfolgreichen Einnistung des Embryos in die Gebärmutterschleimhaut zu erhöhen.

Darüberhinaus stellt der Tierarzt fest, ob nur ein Follikel, also eine "Eiblase", zum Eisprung gekommen ist oder ob es möglicherweise eine Doppelovulation gegeben hat. Kommen zwei Eizellen zur Befruchtung, besteht das Risiko einer Zwillingsträchtigkeit, die beim Pferd absolut unerwünscht ist, da fast nie zwei gut entwickelte, gesunde Fohlen zur Welt kommen sondern die Trächtigkeiten meistens mit Komplikationen bis hin zum Abort behaftet sind und ein großes Risiko auch für die Stute bergen.

Im Normalfall erfolgt die erste Trächtigkeitsuntersuchung am 16. Tag nach dem Eisprung. Zu diesem Zeitpunkt kann eine Trächtigkeit mittels Ultraschall in aller Regel zuverlässig erkannt werden und es bleibt, falls die Stute nicht tragend ist, genug Zeit bis zur nächsten Rosse, damit diese für einen neuen Versuch genutzt werden kann. Wichtig ist dabei zu bedenken, dass die Entwicklung des Embryos logischerweise vom Zeitpunkt der Befruchtung abhängt. Der Zeitpunkt der letzten Besamung ist dafür nicht ausschlaggebend, da bei der üblichen Frischsamen-Besamung die Spermien ja vor dem Eisprung auf die Eizelle "warten" und die letzte Besamung deshalb in manchen Fällen bereits zwei Tage vor dem Eisprung gewesen sein kann. Klingt kompliziert, ist es aber eigentlich nicht solange man in dieser kritischen Phase gut mit dem betreuenden Tierarzt kommuniziert und nicht an einer Ultraschalluntersuchung spart.

Gab es eine Doppelovulation und besteht damit das Risiko einer Zwillingsträchtigkeit, sollte bereits am 14. Tag und danach nach Ermessen des Tierarztes untersucht werden, um Zwillinge im Zweifel rechtzeitig zu erkennen und auf eine Einlingsträchtigkeit zu reduzieren.

Trächtigkeit am 16. Tag: Die Frucht ist als runde Blase mit typischen hellen Reflexen oben und unten sichtbar.

Die Stute ist tragend! Und nun?

Eine erste positive Trächtigkeitsuntersuchung am 16. Trächtigkeitstag ist ein Anlass zur Freude, aber noch keine Garantie für ein fröhliches Fohlen 11 Monate später. Verluste in der frühen Trächtigkeit sind beim Pferd nicht selten. Deshalb sollte mindestens noch eine zweite Trächtigkeitsuntersuchung mittels Ultraschall um den 35. Tag herum durchgeführt, um die normale Entwicklung zu überprüfen. Zu diesem Zeitpunkt ist anhand des bereits sichtbaren Herzschlag festzustellen, ob der Embryo vital ist.

Optimalerweise werden jedoch zwei weitere Untersuchungen durchgeführt (28. und 42. Tag). Sollte die Stute innerhalb dieses Zeitraums resorbieren, also die die Trächtigkeit verloren gehen, ist es meisten noch gut möglich, die Stute in der selben Zuchtsaison erneut zu belegen. Ab der 7. Trächtigkeitswoche sinkt das Risiko von Trächtigkeitsverlusten deutlich und die Vorfreude auf das Fohlen darf wachsen.

28. Trächtigkeitstag: Die Frucht mit Herzschlag ist in der Fruchtblase sichtbar.

Weitere Trächtigkeitsuntersuchungen können um den 60. Trächtigkeitstag zur Geschlechtsbestimmung, die in den meisten Fällen jedoch nur eine Spielerei und damit nicht wirklich indiziert ist, als "Herbststutenuntersuchung" im Falle von Decktaxen-Splitting oder Erstattungen auf die Decktaxe bei Nicht-Trächtigkeit bis zu einem festgelegten Termin oder jederzeit bei dem Verdacht auf Komplikationen der Trächtigkeit z.B. bei Vaginalausfluss, Fieber oder vorzeitiger Euteranbildung erfolgen.

78. Trächtigkeitstag: Am Brustkorb des Fohlens ist bereits die Verknöcherung der Rippen erkennbar.

Welche besondere Vorsorge braucht die tragende Stute?

In der Frühträchtigkeit kann die Stute normal gefüttert und gearbeitet werden. Impfungen, Entwurmungen und Routine-Zahnbehandlungen können wie gewohnt durchgeführt werden. Wird die Stute krank, sollte der behandelnde Tierarzt unbedingt über die bestehende Trächtigkeit informiert werden, damit dies bei eventuell nötigen Medikationen beachtet werden kann.

Stuten, die bisher keinen Impfschutz gegen Herpes haben, sollten im 5., 7. und 9. Trächtigkeitsmonat gegen EHV-1 geimpft werden. Eine Infektion mit EHV-1 kann zu Aborten und lebensschwachen Fohlen führen. Auch wenn die Impfung keinen 100-prozentigen Schutz bietet, senkt sie das Risiko, insbesondere bei Impfung des kompletten Bestandes, für diese schweren Komplikationen deutlich. Bei Stuten mit bereits bestehendem Impfschutz sollten die Auffrischungsimpfungen in diesen Zeitraum der Trächtigkeit gelegt werden. Es sollte selbstverständlich sein, dass auch Zuchtstuten gegen Tetanus und Influenza entsprechend der Empfehlungen der StIKo-Vet geimpft sind. Dies dient nicht nur dem Schutz der Stute während der Trächtigkeit und Geburt sondern sorgt auch dafür, dass die Stute über das Kolostrum Antikörper gegen diese Krankheiten an ihr Fohlen weitergeben kann, sodass es ab dem ersten Lebenstag optimal geschützt ist. 

Ab dem 9. Trächtigkeitsmonat steigt der Energie- und Eiweißbedarf der tragenden Stute durch die Größenzunahme des Fetus kontinuierlich. Die Zufütterung eines Mischfutters für Zuchtstuten sollte schrittweise begonnen werden, sodass Stute und Fohlen optimal versorgt sind. In aller Regel sind diese Mischfutter auch entsprechend mineralisiert, sodass keine zusätzliche Mineralfuttergabe mehr notwendig ist. Insbesondere ist auf eine erhöhte Kupferzufuhr für eine gesunde Knorpelentwicklung des Fohlens zu achten, da dies nach der Geburt nicht mehr kompensiert werden kann.

Wie lange dauert die Trächtigkeit beim Pferd überhaupt?

Die normale Trächtigkeitsdauer beim Pferd ist sehr variabel, was das Management und die Geburtsüberwachung für den Züchter nicht gerade leicht macht. Durchschnittlich dauert die Trächtigkeit 336 Tage, also etwa 11 Monate, jedoch können auch völlig normale Trächtigkeiten zwischen 320 und 380 Tage - im Extremfall bis 400 Tage  dauern. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Stute die Länge ihrer Trächtigkeit in der Regel selbst "richtig" festlegt und eine verlängerte Trächtigkeit fast nie ein Grund zur Beunruhigung ist. Manche Fohlen brauchen eben etwas länger, bis sie fertig "ausgebrütet" sind.