Ein Fohlen aus meiner Stute - Von der Idee bis zur Bedeckung - Mit Podcast
Viele Stutenbesitzer träumen davon, aus ihrer Stute einmal ein Fohlen als Nachwuchspferd zu züchten oder spielen mit dem Gedanken, eine verletzungsbedingte Pause mit einem Fohlen zu überbrücken. Einige Fragen, die von Stutenbesitzern und Neu-Züchtern immer wieder an mich herangetragen werden, möchte ich hier in kompakter Form aufnehmen, um eine Orientierung zu bieten und auch Enttäuschungen oder böse Überraschungen zu vermeiden.
Ist meine Stute als Zuchtstute geeignet?
Zuerst sollte man sich als Stutenbesitzer genau überlegen, was das Zuchtziel sein soll. Will man das Fohlen für sich selbst behalten oder eventuell doch verkaufen? Ist letzteres eine wahrscheinliche Option, sollte man von völlig verrückten Anpaarungen, die außer einem selbst niemand attraktiv findet, absehen. Schließlich soll das geplante Fohlen später eine gute Zukunft in besten Händen haben. Bei Stuten mit großen Exterieurmängeln (Fehlstellungen z.B.) oder schweren Vorerkrankungen, die möglicherweise sogar das reitsportliche Aus für die Stute bedeutet haben, sollte man sich 1. überlegen, ob der Stute die Strapazen einer Trächtigkeit guten Gewissens zuzumuten sind und 2. mit dem Tierarzt darüber sprechen, wie hoch die Gefahr der Vererbung von gesundheitlichen Anfälligkeiten ist. Schließlich ist es nicht sinnvoll, aus einem kranken Reitpferd ein neues, sehr wahrscheinlich nicht langfristig als Reitpferd gesundes Pferd zu züchten. Zu guter Letzt spielt auch das Alter der Stute eine wichtige Rolle für ihre Nutzung als Zuchtstute. Ab einem Alter von 15 Jahren nimmt die Fruchtbarkeit von Stuten deutlich und stetig ab, je älter die Stute also ist, desto geringer ist die Chance, dass sie tragend wird, umso höher ist möglicherweise der Aufwand und außerdem steigt das Risiko für Aborte und Trächtigkeitskomplikationen, die auch für die Stute gefährlich sein können. Dieses Risikos - für die Gesundheit der Stute und auch das eigene Portemonnaie - sollte man sich bewusst sein, bevor man sich entscheidet, mit der eigenen Stute zu züchten.
Welche Voruntersuchungen sind zwingend nötig? Welche weiterführenden Untersuchungen können außerdem sinnvoll sein?
Zunächst einmal ist es wichtig, den Zyklusstatus der Stute zu kennen. Dafür sollte der Besitzer die Stute genau beobachten und sich notieren, wann die Stute rossig war. Normalerweise dauert ein kompletter Zyklus 21 Tage, wobei die Rosse selbst je nach Stute ca. 5 Tage dauert. Je genauer man als Besitzer seine Stute beobachtet und den Tierarzt über den Zyklusstatus informieren kann, desto weniger tierärztliche Untersuchungen sind nötig, um den Zeitpunkt für Probenentnahmen und Besamungen festzulegen.
Ist der Zyklusstatus der Stute unbekannt, kann dieser durch (meist) wiederholte Ultraschalluntersuchungen der Eierstöcke und Gebärmutter durch den Tierarzt bestimmt werden. Bei Stuten mit sehr unregelmäßiger Rosse oder dem Verdacht auf Störungen der Fruchtbarkeit sollte eine gynäkologische Ultraschalluntersuchung vor der Entscheidung zur Zuchtnutzung in jedem Fall durchgeführt werden.
Vor der ersten Besamung oder Bedeckung sollte von jeder Stute eine Tupferprobe aus der Gebärmutter vom Tierarzt entnommen werden und bakteriologisch untersucht werden, da bakteriell bedingte Gebärmutterschleimhautentzündungen die häufigste Ursache dafür sind, dass Stuten nicht aufnehmen. Soll die Stute im Natursprung gedeckt werden, könnte sie mit einer unerkannten Infektion außerdem den Hengst und im schlimmsten Fall weitere von ihm gedeckte Stuten anstecken. Aufgrund dieser erhöhten Infektionsgefahr ist bei der Bedeckung im Natursprung eine Untersuchung auf Beschälseuche (CEM) mittels Klitoristupfer zusätzlich erforderlich. Die Tupferproben sollten innerhalb der Rosse entnommen werden, weil das Ergebnis dann wesentlich aussagekräftiger und die Entnahme für die Stute weniger unangenehm ist. Optimalerweise erfolgt die Tupferprobenentnahme mindestens eine Rosse vor dem geplanten Belegungszeitpunkt, da die Laborergebnisse einige Tage Zeit brauchen und für eine Belegung in der selben Rosse deshalb oft zu spät kommen. So bleibt im Falle einer Infektion noch genug Zeit, die Stute bis zur nächsten Rosse zu behandeln und damit optimale Bedingungen für eine erfolgreiche Belegung zu schaffen.
Bei Stuten, die schon mehrfach nicht aufgenommen haben oder die älter als 15 Jahre sind, können weiterführende Untersuchungen wie die Entnahme einer Uterusbiopsie, also einer Gewebeprobe der Gebärmutterschleimhaut, zur pathohistologischen Untersuchung und damit zur Abschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit einer Bedeckung und nachfolgenden Trächtigkeit oder Spülproben für die bakteriologische Untersuchung sinnvoll sein.
Alle Voruntersuchungen waren in Ordnung - es kann losgehen! Aber wie? Weidehengst, Natursprung oder künstliche Besamung?
Für welche Art der Belegung man sich entscheidet, hängt vom ausgewählten Hengst, den logistischen Möglichkeiten, der Fruchtbarkeit der Stute und nicht zuletzt den eigenen finanziellen Mitteln ab. Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile, die man sorgfältig gegeneinander abwägen sollte.
Weidehengste sind in der heutigen Pferdezucht selten geworden und werden überwiegend in der Islandpferde- und Ponyzucht eingesetzt. Diese Art der Bedeckung kommt dem natürlichen Pferdeverhalten am nächsten, birgt allerdings auch das höchste Verletzungsrisiko für Hengst und Stute, ist weniger hygienisch als andere Methoden und oft ist der genaue Bedeckungszeitpunkt nicht bekannt. Andererseits sind die Trächtigkeitsraten insbesondere bei Problemstuten zum Teil verbessert.
Bei der Bedeckung im Natursprung deckt der Hengst die Stute an der Hand. Das ist nicht immer so romantisch, wie es klingt. Die Stute wird zur Reduzierung der Verletzungsgefahr gefesselt, in manchen Fällen auch mit einer Nasenbremse fixiert oder sogar sediert. Das Verletzungsrisiko durch die Penetration, insbesondere bei ungestümen Hengsten, für die Stute ist nicht zu vernachlässigen. Hygiene und Zeitpunkt sind im Vergleich zur freien Bedeckung auf der Weide besser zu beeinflussen. Bei der Zusammenarbeit mit erfahrenen Hengsthaltern ist durch Abprobieren der Stute am Hengst der optimale Bedeckungszeitpunkt oft auch ohne wiederholte tierärztliche Ultraschalluntersuchungen festzulegen, was Kosten spart.
Bei Stuten, die schon mehrfach nicht aufgenommen haben oder die älter als 15 Jahre sind, können weiterführende Untersuchungen wie die Entnahme einer Uterusbiopsie, also einer Gewebeprobe der Gebärmutterschleimhaut, zur pathohistologischen Untersuchung und damit zur Abschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit einer Bedeckung und nachfolgenden Trächtigkeit oder Spülproben für die bakteriologische Untersuchung sinnvoll sein.
Alle Voruntersuchungen waren in Ordnung - es kann losgehen! Aber wie? Weidehengst, Natursprung oder künstliche Besamung?
Für welche Art der Belegung man sich entscheidet, hängt vom ausgewählten Hengst, den logistischen Möglichkeiten, der Fruchtbarkeit der Stute und nicht zuletzt den eigenen finanziellen Mitteln ab. Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile, die man sorgfältig gegeneinander abwägen sollte.
Weidehengste sind in der heutigen Pferdezucht selten geworden und werden überwiegend in der Islandpferde- und Ponyzucht eingesetzt. Diese Art der Bedeckung kommt dem natürlichen Pferdeverhalten am nächsten, birgt allerdings auch das höchste Verletzungsrisiko für Hengst und Stute, ist weniger hygienisch als andere Methoden und oft ist der genaue Bedeckungszeitpunkt nicht bekannt. Andererseits sind die Trächtigkeitsraten insbesondere bei Problemstuten zum Teil verbessert.
Bei der Bedeckung im Natursprung deckt der Hengst die Stute an der Hand. Das ist nicht immer so romantisch, wie es klingt. Die Stute wird zur Reduzierung der Verletzungsgefahr gefesselt, in manchen Fällen auch mit einer Nasenbremse fixiert oder sogar sediert. Das Verletzungsrisiko durch die Penetration, insbesondere bei ungestümen Hengsten, für die Stute ist nicht zu vernachlässigen. Hygiene und Zeitpunkt sind im Vergleich zur freien Bedeckung auf der Weide besser zu beeinflussen. Bei der Zusammenarbeit mit erfahrenen Hengsthaltern ist durch Abprobieren der Stute am Hengst der optimale Bedeckungszeitpunkt oft auch ohne wiederholte tierärztliche Ultraschalluntersuchungen festzulegen, was Kosten spart.
Am häufigsten ist heutzutage die künstliche Besamung. Hengst und Stute haben also keinen direkten Kontakt, was in vielen Fällen die Logistik sehr erleichtert, da die Stute im Heimatstall oder auf einer nahegelegen Besamungsstation besamt werden kann, auch wenn der gewählte Hengst weit entfernt, möglicherweise sogar im Ausland, stationiert ist. Die künstliche Besamung erfolgt durch den Tierarzt oder Besamungswart und weist von allen Methoden die geringste Verletzungs- und Infektionsgefahr für die Stute auf. In manchen Fällen ist es sinnvoll, den Zeitpunkt des Eisprungs hormonell zu beeinflussen, um die Besamung genauer terminieren zu können.
Frischsamen, Nativsperma, Tiefgefriersperma - Wo ist der Unterschied und warum muss ich das wissen?
In der künstlichen Besamung in der Pferdezucht wird am häufigsten mit konserviertem Frischsamen gearbeitet. Dabei wird der Hengst frisch abgesamt, das Sperma mit einem konservierenden Verdünner aufbereitet und gekühlt per Über-Nacht-Versand dorthin geliefert, wo die Stute besamt werden soll. Je nach Fruchtbarkeit des Hengstes können so sehr hohe Erfolgsraten erreicht werden. Die Stute wird nach Ermessen des Tierarztes vor dem zu erwartenden Eisprung am Ende der Rosse besamt. Dabei hängt die Wahl des optimalen Besamungszeitpunktes vom individuellen Zyklusverhalten der Stute und der Erfahrung des Tierarztes, den Zeitpunkt der Ovulation (Eisprung) abzuschätzen ab. Je nach Qualität und Langlebigkeit der Spermien des Hengstes und dem Zyklusverlauf der Stute, wird die Stute eventuell auch mehrfach in einer Rosse besamt.
Wird die Stute auf der selben Station besamt, auf der auch der Hengst stationiert ist, kann auch mit Nativsamen gearbeitet werden. Dabei wird der Hengst wie üblich abgesamt, das Sperma wird jedoch nicht verdünnt und die Stute direkt damit besamt. Diese Methode ist aufgrund der kurzen Überlebensdauer equiner Spermien ohne zusätzliche Konservierung nur möglich, wenn die Besamung innerhalb einer Stunde nach Entnahme des Spermas erfolgt. Durch den Verzicht auf Zusatzstoffe wird diese Methode von Problemstuten in manchen Fällen besser vertragen. Sie kombiniert so Vorteile von Natursprung (kein Verdünner, sehr frisches Sperma) und künstlicher Besamung (niedrigeres Verletzungs- und Infektionsrisiko), bildet aber aufgrund des höheren Transportaufwands für die Stute eine Ausnahme in der heutigen Zucht.
Viele gefragte Deckhengste sind heute parallel im Sport aktiv und deshalb während der Zuchtsaison nicht verfügbar, sodass sie über Tiefgefriersamen angeboten werden, der außerhalb der Sportsaison gewonnen werden kann. Außerdem ist es so möglich, Hengste zu nutzen, die längst nicht mehr leben, kastriert wurden oder im weiter entfernten Ausland stationiert sind. Da aufgetaute, vorher tiefgefrorene Spermien nach der Besamung eine verkürzte Lebensdauer haben und eine Portion Tiefgefriersamen häufig nicht gerade kostengünstig ist, stellt diese Verwendung besondere Herausforderungen an den besamenden Tierarzt. In der Regel erfolgt die Besamung kurz nach der Ovulation, damit nur einmalig besamt werden muss. Da die Eizelle nach dem Eisprung jedoch nur sechs bis acht Stunden befruchtungsfähig ist, müssen die Stuten mehrfach am Tag mittels Ultraschall untersucht werden, um den Ovulationszeitpunkt zu ermitteln. Um die Untersuchungsfrequenz zu reduzieren, wird hier auch häufiger zu Hormonbehandlungen gegriffen, um den Eisprung besser terminieren zu können. Der tierärztliche Aufwand für die Besamung mit Tiefgefriersperma ist also erheblich und in aller Regel nur auf einer Besamungsstation, auf der die Stute für diesen Zeitraum eingestellt wird, zu realisieren. Darüberhinaus erfordert die Lagerung von Tiefgefriersamen in flüssigem Stickstoff besondere Infrastruktur, die in der üblichen Fahrpraxis schwer zu gewährleisten ist. Aufgrund der durch das Einfrieren und Auftauen reduzierten Fruchtbarkeit der Spermien, ist die Nutzung von Tiefgefriersperma bei älteren oder wenig fruchtbaren Stuten mit deutlich niedrigeren Erfolgsaussichten verbunden als die Nutzung von Frischsamen.
Es ist sehr sinnvoll, bei der Hengstauswahl zu bedenken, in welcher Form der Hengst eingesetzt wird. Denn der tollste Hengst nützt nichts, wenn er nur per Natursprung verfügbar ist, aber am anderen Ende von Deutschland stationiert ist oder die Stute eine reduzierte Fruchtbarkeit hat und der Hengst nur in Form von Tiefgefriersamen mäßiger Qualität verfügbar ist oder wenn die Stute auf jeden Fall im Heimatstall verbleiben soll, dort die Besamung mit Tiefgefriersamen aber einfach nicht umsetzbar ist, da die 3- bis 4-x täglichen Ultraschalluntersuchungen nicht zu gewährleisten sind.
Routinemäßig wird jede Spermaportion vor der Besamung mikroskopisch untersucht, um die Qualität und damit die Erfolgsaussichten der Besamung zu beurteilen. Im Video ist ein qualitativ sehr hochwertiges Sperma mit über 90 Prozent vorwärtsbeweglichen Spermien zu sehen.
Viele nützliche Hinweise und vertiefendes Wissen zum Anhören bietet der neue Podcast der Gesellschaft für Pferdemedizin. In der Episode "Mein erstes Fohlen" informiert Prof. Dr. Karsten Feige von der Tierärztlichen Hochschule Hannover zusammen mit der Reproduktionsmedizinerin Dr. Jutta Sielhorst zum Thema Fohlenplanung, Besamung und Management in der Trächtigkeit. Hier reinhören...