PFERDEPRAXIS REINFELD

Dr. Katharina Ehlers     

Equines Asthma - Wenn Pferde immer wieder husten - mit Podcast

Wussten Sie, dass die Atemfrequenz eines erwachsenen und gesunden Pferdes in Ruhe 8 bis 20 Atemzüge pro Minute beträgt, dass die Lungenbläschen eines Pferdes ausgebreitet ein Fußballfeld bedecken könnten und dass ein gesundes Pferd nicht regelmäßig "anstößt" oder "abhustet"?

Was sind die Ursachen für Husten bei Pferden?
Husten kann viele verschiedene Ursachen haben, oft spielen mehrere Auslöser eine Rolle. Infektionen der Atemwege mit Bakterien oder Viren sind natürlich möglich, aber nicht so häufig, wie von vielen Pferdehaltern angenommen wird. Die meisten Pferde, die mit Husten beim Tierarzt vorgestellt werden, reagieren allerdings auf Staub aus Futter und Einstreu, ein mangelhaftes Stallklima mit hoher Luftfeuchtigkeit und Schadgasen wie Ammoniak, Pilzsporen oder allergisch auf Pollen.

Wie erkenne ich, ob mein Pferd „nur“ einen Infekt hat?
Akute infektiöse Erkrankungen der oberen und mittleren Atemwege werden in den allermeisten Fällen durch Viren, seltener durch Bakterien wie z.B. Streptokokken, verursacht und gehen oft mit geschwollenen Lymphknoten, Nasenausfluss, reduziertem Allgemeinbefinden, verringerter Futteraufnahme, Husten und häufig auch Fieber einher. Bakteriell oder viral (z.B. durch Influenza) bedingte Lungenentzündungen sind schwere Allgemeinerkrankungen, die von Fieber und massiven Krankheitssymptomen begleitet werden.

Was ist Equines Asthma und was sind typische Symptome?
Equines Asthma beschreibt eine chronische, nicht infektiöse, multifaktoriell bedingte Erkrankung der mittleren und tiefen Atemwege. Typische Symptome sind chronischer oder wiederkehrender Husten, Leistungsminderung, eine erhöhte Atemfrequenz in Ruhe, eine erschwerte Atmung, zum Teil mit geblähten Nüstern und/oder Bauchatmung, rasche Ermüdung unter Belastung mit verlängerter Erholungsdauer und teilweise Nasenausfluss. Die Pferde sind fieberfrei und außer in akuten Atemnotanfällen in der Regel bei ungestörtem Allgemeinbefinden. Die Bandbreite der Symptome ist also sehr groß von milden Fällen mit gelegentlichem Husten und etwas vermehrtem Nasenausfluss bis hin zu schweren Verläufen mit unstillbarem Husten und starker Atemnot.
In der Lunge mit den Bronchien und Lungenbläschen des Pferdes entwickelt sich, oft schleichend über einen längeren Zeitraum, eine nicht-infektiös bedingte Entzündung, diese wird meist von Schleimhautschwellung und Schleimbildung begleitet. Im schlimmsten Fall kommt es zum Krampf der Bronchialmuskulatur, was zu einer krankhafte Verengung der Atemwege und damit zu Atemnot führen kann.

Mein Pferd zeigt typische Symptome und ich möchte wissen, ob es an Equinem Asthma erkrankt ist - Wie erfolgt die Diagnostik?
Die Grundlage auf dem Weg zur Diagnose bildet die allgemeine klinische tierärztliche Untersuchung. Dabei nimmt die gründliche Aufnahme des Vorberichts zu Haltungsform, Einstreu, Fütterung, Art und Dauer der Symptome, Zusammenhang von Symptomen und Veränderungen im Management, Erfolg oder Misserfolg bereits vorangegangener Behandlungen und ggf. den Ergebnissen vorheriger Diagnostik einen wichtigen Platz ein und liefert sehr wertvolle Informationen. Die allgemeine Untersuchung des Pferdes und die spezielle klinische Untersuchung des Atmungsapparats schließen sich an. In vielen Fällen führen wir außerdem eine Untersuchung des Pferdes bei und nach Belastung (z.B. an der Longe oder unter dem Reiter) durch, insbesondere wenn die Symptome nur relativ geringgradig ausgeprägt sind oder nur unter Belastung auftreten.
Um den Schweregrad der Erkrankung genauer einzuschätzen, Hinweise auf die Ursachen (und damit möglichst deren Bekämpfung) zu gewinnen und um die einzelnen Komponenten der Therapie optimal planen zu können oder aber auch zur Stellung der Diagnose in klinisch nur geringgradigen oder uneindeutigen Fällen, kommt weiterführende Diagnostik zum Einsatz. An erster Stelle steht dabei die Endoskopie der Atemwege bis in den Bereich der Bronchien (Bronchoskopie/Lungenspiegelung). Mit diesem Blick in die Atemwege können wertvolle Informationen über Schleimhautschwellung, Art und Menge des vorhandenen Schleims und zum Teil über das Vorhandensein eines Bronchienkrampfs gewonnen werden. Darüberhinaus können quasi "nebenbei" andere Atemwegsprobleme wie Kehlkopfpfeifen oder Lungenbluten als Ursachen für Atemgeräusche oder Leistungsminderungen ausgeschlossen werden. Während der Bronchoskopie entnehmen wir außerdem Proben vom Tracheobronchialsekret, die im Labor mikroskopisch untersucht werden und damit weitere Informationen zum Grad und Charakter der zellulären Entzündungsreaktion, Zustand der tiefen Atemwege, Funktion der Selbstreinigungsmechanismen der Atemwege (Clearance) und Belastung mit Pilzen, Bakterien und Pollen liefern. All das kann von uns im Heimatstall unter Sedierung durchgeführt werden.
Eine arterielle Blutgasanalyse kann Informationen zum Gasaustausch in der Lunge und damit zur Kapazität der Sauerstoffaufnahme und Leistungsfähigkeit liefern.
In unklaren Fällen ist die Durchführung einer BAL (BronchoAlveolären Lavage) zur noch genaueren Abklärung der Situation in den tiefen Atemwegen hilfreich. Aufgrund des höheren Infektions- und Komplikationsrisikos für das Pferd bei dieser Art der Probenentnahme, überweisen wir unsere Patienten hierfür gegebenenfalls in eine Klinik, wo die hygienischen Bedingungen besser als im Stall sind und die Patienten nach der Untersuchung noch für 24 Stunden engmaschig überwacht werden können.

Bei einer Bronchoskopie werden die Atemwege gründlich beurteilt und Tracheobronchialsekret entnommen, das im Labor untersucht wird, um Schweregrad und Ursachen der Lungenerkrankung genau zu charakterisieren und die einzelnen Komponenten der Therapie aufeinander abzustimmen.

Was kann ich vorbeugend tun?
Die artgerechte staubarme Haltung und Nutzung des Pferdes steht hierbei im Vordergrund. Viel Bewegung, frische Luft, gute Luftzirkulation im Stall, optimales Haltungsmanagement und sehr gute Rauhfutterqualität sind die wichtigsten Faktoren, um Pferde lange lungengesund zu erhalten. Denn wir müssen uns immer wieder bewusst machen: Pferde sind dafür geboren, sich an der frischen Luft mit gesenktem Kopf fressend durch die Steppe zu bewegen. Wenn wir von ihnen erwarten, dass sie in stickigen kleinen Kisten bei staubigem Heu und zu wenig Bewegung für die Selbstreinigungskräfte der Atemwege gesund bleiben, dann ist es nicht der Fehler unserer Pferde, wenn sie diesem Anspruch nicht gerecht werden. Es liegt an uns, sie so zu halten, dass sie eine Chance haben, fit zu bleiben.

Staub, zu wenig Frischluft, zu viel Ammoniak und verdorbenes Rauhfutter machen Pferde krank und können zu Equinem Asthma führen.


Sie haben noch Fragen zum Thema Husten und Equinem Asthma? Dann hören Sie doch mal in den Podcast der Gesellschaft für Pferdemedizin dazu hinein oder kontaktieren Sie uns telefonisch oder per WhatsApp.